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Geschichten
Wir wohnen dort, wo wir anhalten

Die Freiheit genießen, sich treiben lassen und nebenbei arbeiten – wer träumt nicht davon? Karl, Charlie‘ Schmidt und seine Frau Sabrina waren in den letzten Jahren genau so mit ihrem Wohnmobil unterwegs. Die Einschulung ihrer Tochter bremst sie nun aus. Doch sie haben bereits eine Lösung gefunden.

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Leben zwischen Almen und Fjorden

Das Reisen ist zweifellos die größte gemeinsame Leidenschaft der Schmidts. Selbst ihre sechsjährige Tochter Flora hat schon ab und zu mit Fernweh zu kämpfen. Die vielen schönen Erinnerungen an einsame Aufenthalte in norwegischen Fjorden, auf schottischen Hügeln und auf einer Alm in Tirol haben sich auch bei ihr tief eingebrannt.

 

Für Charlie und Sabrina ist das Unterwegssein seit fast zwei Jahrzehnten ein fester Bestandteil ihres Lebens. Als Social-Media-Redakteure können sie von überall aus auf der Welt arbeiten. Hauptsache, es gibt Internet. Entsprechend groß und international ist ihr Freundes- und Bekanntenkreis in den vergangenen Jahren

geworden. „Viele unserer Freunde beneiden uns um unsere Freiheit und Flexibilität – für uns ist das völlig normal“, meint Charlie. Stattdessen fragte er sich lange, warum dies nicht viel mehr Menschen in Europa machen.

 

Vanlife als neuer Reisetrend

In den USA ist der Lifestyle on the road längst gang und gäbe. Wer im Norden lebt und es sich leisten kann, zieht im Winter einfach in Richtung Süden. Nach Kalifornien oder Florida – dahin also, wo es auch in den Wintermonaten warm bleibt. Im Sommer geht es dann wieder zurück nach Alaska, New York oder Minnesota.

 

Seit einiger Zeit erlebt aber auch in unseren Breiten das Reisen mit umgebauten Vans oder luxuriösen Wohnmobilen und Wohnwagen einen unglaublichen Boom. Das sogenannte Vanlife liegt im Trend. Und sucht man bei Instagram und anderen sozialen Netzwerken nach dem Hashtag #vanlife, eröffnet sich eine Welt mit gänzlich eigenen Themen und Codes. Die neue Homeoffice-Offenheit vieler Unternehmen begünstigt die neue Reiselust zusätzlich.

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Keine Lust auf ein Einfamilienhaus

Charlies und Sabrinas Freiheitsdrang wird aber nun von der deutschen Schulpflicht ausgebremst. Flora muss demnächst eingeschult werden – für die Schmidts ist es Zeit, um sesshaft zu werden. „In einem klassischen Einfamilienhaus zu leben, kommt für uns nicht in Frage“, erzählt Sabrina. Also machen sie sich auf die Suche nach einem Kompromiss, der das Wohnmobil-Gefühl mit einem festen Ort kombiniert. „Wir haben natürlich von Tiny Houses gehört, wollten aber gern weiterhin etwas mit Rädern – man weiß ja nie …“, erzählt Charlie.

 

Durch Zufall stoßen sie bei ihrer Recherche auf Zirkuswagen – jene großen, oftmals bunt bemalten Anhänger, in denen die Artisten und Zirkuskinder leben. Auf alternativen Wagenplätzen sind sie ebenfalls oft zu finden. Ein paar Klicks weiter entdecken Charlie und Sabrina schließlich eine moderne, hochwertig ausgestattete Neuauflage der Zirkuswagen. Wohlwagen heißen sie. Es ist Liebe auf dem ersten Blick.

 

Der überzeugende Kompromiss – Wohlwagen

Eine Woche später machen sie sich auf zu einem Ausflug nach Bardowick, einer Kleinstadt zwischen Hamburg und Lüneburg. Dort ist ein Wohlwagen live zu besichtigen. Mit dabei ist auch Alex Borghorst, er hatte die Idee, Zirkuswagen nach alten Vorbildern für die Bedürfnisse von heute zu bauen. Heute fertigt sein Unternehmen bis zu 20 dieser einzigartigen Wohn-wagen pro Jahr. Serienmodelle ebenso wie komplett individuelle Aufbauten.

 

Charlie und Sabrina kommen aus dem Staunen gar nicht heraus, als sie den Doppelwagen XL betreten. Alles ist aus hochwertigem Vollholz gefertigt, inklusive Kamin, stilvoller Küche und praktischer Klappschränke. „Wir arbeiten im Innenraum ausschließlich mit Lärchen-, Fichten- und Kiefernholz – Spanplatte gibt’s bei uns nicht“, meint Alex Borghorst.

Wie es mit der Wintertauglichkeit aussieht, möchte Sabrina wissen. „Sehr gut und sehr naturnah – für die Isolierung nehmen wir Schafschurwolle. Sie ist frei von Bioziden und schützt vor sich durchfressenden Insekten“, erklärt der stolze Wohlwagen-Erfinder. „Und mithilfe des Kamins wird es selbst bei strengen Minusgraden schnell angenehm warm“, ergänzt er.

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Entspannt bei 25 km/h umziehen

Nach zwei Probenächten ist die kleine Familie restlos überzeugt. Eine potenzielle Stellfläche haben sie auch schon im Blick – ein idyllischer Apfelgarten auf dem Bauernhof eines befreundeten Pärchens. Vorausgesetzt, die Behörden genehmigen es. Bleibt die Frage, wie solch ein edel rollendes Heim bewegt wird? „Entweder

lässt man ihn von einem Traktor oder einem Lkw ziehen – schön sachte mit maximal 25 km/h“, sagt Alex Borghorst. Schneller ginge es mit einer Spedition, die den Wagen auf einen Tieflader hievt.

 Für Charlie und Sabrina wird es aber wohl der Traktor. Sie wollen flexibel und frei bleiben. Am besten ein Modell, bei dem mehrere Leute und ein Kindersitz Platz finden.

 

Komfort schaffen – auch im kleinsten Bad

In den darauffolgenden Wochen planen die Schmidts ihren individuellen Wohlwagen. Dabei wird auch dem Bad viel Aufmerksamkeit zuteil. Sabrina wünscht sich trotz der kompakten Maße eine Walk-in-Dusche mit Regenbrause. „Wenn schon sesshaft, dann mit maximalem Komfort“, so ihr Credo. Für Alex Borghorst kein Problem. Er ist bestens vertraut mit Badezimmerlösungen auf kleinstem Raum. Ähnlich wie im Schiffsbau nutzt er jeden Zentimeter klug und mit Stil.

Und so plant er eine 120 cm breite Duschwanne des deutschen Qualitätsherstellers Bette ein. Sie bietet sogar Platz für zwei Personen. Bei den Bad-Accessoires hat Sabrina noch eine Idee aus der Schweiz. Dort hatte sie bei einer Tour vor einigen Jahren die schicken und minimalistischen Ablagen und Halterungen von Bodenschatz entdeckt.

Stück für Stück reift nun also der Traum vom eigenen Haus mit Rädern. Eine Idee, die natürlich ihren Preis hat – aber den Schmidts alle Freiheit lässt, künftig doch nochmals ihren Lebensmittelpunkt woandershin zu verlagern.

Mein Traumbad (0)